Goldtropfen / Drop of Gold

O über allen Wolkenfahnen ...
Hans Leybold

O über allen Wolkenfahnen,
die windgetrieben sich in Bläue krallen,
stehen unverrückbar Sonnen, welche niemals fallen.
Wir schwingen uns bewegt in ihre Bahnen,

sind selber Nebel und bestrahlte Dämpfe.
Verdrängen wir die nächt'gen Schatten
der Erdendinge! Lassen alle nimmersatten
Begierden. Gelöst sind alle Krämpfe,

die hart die Glieder engten.
Wir werden Äther, Luft und Wellen.
Oh, aus unsern Leibern strömen Quellen,
spritzend in das ungewohnte Licht! Wir schenkten

uns dem All! Es hat uns königlich empfangen.
Mit Sturmtrompeten und mit Regenwehen.
Wie unsre Füße über Sonnenbrücken gehen!
In unsrer Hände Kelch hat sich ein Tropfen Gold gefangen.

O atop all clouds ...


O atop all clouds,
that claw wind driven into blue,
stand immovable suns, that never flew.
deeply moved in their course crowds,

themself are fog and rayed fumes.
Suppressing nights shade
of earth things! Leave all insatiable rooms
desires. All cramps fade,

limbs hardly confined.
Becoming ether, air and waves.
Oh, springs streaming forth our craves,
sparkling into odd light! we find

us the universe! It received us royal.
With storm trompets and rain drifts.
How our feet on sun bridges shifts.
In our hands chalice a drop of gold caught 
loyal.

Besinnung / Reflection 1

Besinnung
Ernst Lissauer

Und plötzlich dünkst du dich uralt.
Das Leben ist dahingerauscht.
Du staunst dich an so fremdgestalt,
Als sei dir Ich mit Ich vertauscht.

Du bist's, aus Glück und Gram gewebt,
Unlösbar du aus Fleisch und Geist !
Du bist das Kind, du hast's gelebt,
Ob du dich selbst auch nicht mehr weißt.

Du bist es nicht. Längst starb dem Mann
Das Kind, das dumpf gebunden lag.
Er fängt mit jedem Tag sich an,
Aus Wirken baut er seinen Tag.

Du Ewigeins, du Mannigfalt !
Der stets sich fand, sich stets verlor !
Warst nie Gestalt, bist nie Gestalt,
Du stehst dir selber erst bevor.

Du glänzt dir fern, ein Luftgebild,
Schon nahst du, schon berührst du dich,
Allein es löst sich und zerquillt,
Du schreitest weiter gen das Ich.

Und all dies Wandern auf dich zu,
Und was du rastest, was du irrst, -
Der du dich nie erreichen wirst,
Bist du.
Reflection


Suddenly you seem ancient.
Life swept away.
Marveling yourself strange shaped,
Like self with I exchanged the way.

It's you, woven from joy and grief,
Unsolvable of substance and mind !
You are the child, have lived belief,
As if not knowing your kind.

It is'nt you. Long died the man
The child, dull bound.
Initiates with every day ran,
From working it builds days ground.

Eternal-one, variety !
Who always found, ever lost themself !
Were no shape, are no form quietly,
Impending still yourself.

Shining far, an airy ghost,
Yet approaching, touching you,
Simply resolves and melts most,
Marching further towards you.

All wandering towards yourself too,
What you rest, what you fail, -
Never reaching this trail,
Is you.