Wandering 2

Vereinsamt
Friedrich Nietzsche (1887)

Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein, -
Wohl dem, der jetzt noch - Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts, ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt entflohn?

Die Welt - ein Tor
zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg, Vogel, schnarr
Dein Lied im Wüstenvogel-Ton! -
Versteck, du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein, -
Weh dem, der keine Heimat hat!
Lonely


Crows screaming
Whirring quickly to town:
Soon comes the snow, -
A bliss to those, who still now - have a home!

Frozen you stand,
Watching the past, for how long!
You fool, you ran
And fled winters to the world alone?

The world - a gate
To thousands deserts mute and cold!
Who has lost,
What you have lost, will have no hold.

Stand pale and doomed,
Ever wandering winters ice,
Like smoke and fumes,
That always seeks for colder skies.

Fly, bird, croak
Your song to deserts silent cheer! -
Hide, you fool,
Your bleeding heart in frost and sneer!

Crows screaming
Whirring quickly to town:
Soon comes the snow, -
A curse to those, who have no home!

im Schnee / Snow 2

Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben!
Rainer Maria Rilke (1920)

Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben!
Sie zu halten, wäre das Problem.
Denn, wen ängstigst nicht: wo ist ein Bleiben,
wo ein endlich Sein in alledem? -

Sieh, der Tag verlangsamt sich, entgegen
jenem Raum, der ihn nach Abend nimmt:
Aufstehn wurde Stehn, und Stehn wird Legen,
und das willig liegende verschwimmt -

Berge ruhn, von Sternen überprächtigt, -
aber auch in ihnen flimmert Zeit.
Ach, in meinem wilden Herzen nächtigt
obdachlos die Unvergänglichkeit.
Wondrous word: while away time!


Wondrous word: while away time!
Holding it, would be the case.
Cause, who does not fear: where is a stay,
where unlasting being in all this? -

Look, the day slows down, against
that space which takes it to eve:
Rising became standing, and standing to lie,
the compliant lie blurs.

Mountains rest, storied with stars, -
in them also time is flickering.
Oh, in my wildest heart 
homeless immortality is lingering.

im Schnee / Snow 1

Im Schnee
Gottfried Keller (1851)

Wie naht das finster türmende
Gewölk so schwarz und schwer!
Wie jagt der Wind, der stürmende,
Das Schneegestöber her!

Verschwunden ist die blühende
Und grüne Weltgestalt;
Es eilt der Fuß der fliehende,
Im Schneefeld nass und kalt.

Wohl dem, der nun zufrieden ist
Und innerlich sich kennt!
Dem warm ein Herz beschieden ist,
das heimlich loht und brennt!

Wo, traulich sich dran schmiegend, es
Die wache Seele schürt,
Ein perlend, nie versiegendes
Gedankenbrauwerk rührt!
In Snow


Dark absconding clouds approaching
so black and rich!
Wind chasing, storming,
Snow flurry pitch.

Disappeared the blooming
and green world-gestalt.
It hurries foot the fleeing,
In Snowfield wet and kalt.

Welfare to who is content
And innerly themselves!
Blessed warm a heart,
secretly glowing the blaze!

Where, versant nestling, it 
The woken soul is scurfed,
A sparkling, never ending,
thoughtful brew is stirred! 

Wandering 1

Im Winter 
Georg Trakl (1913)

Der Acker leuchtet weiß und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen über dem Weiher
Und Jäger steigen nieder vom Wald.

Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten.
Und langsam steigt der graue Mond.

Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.
In Winter


The fields glow white and cold.
Lonesome sky extortionate.
Daws cycle over the mere.
Huntsmen descend from the woods.

Silence living in black treetops.
Glow of fire flits the huts.
A sledge rings far sometimes.
Slowly rises the gray moon.

Deer bloods softly at the lynchet.
Raven riple bloody gutters.
Reet quivers yellow and lanky.
Frost, Smoke, a step into empty bosk.

im Nebel / Fog 1

Nebel und Schatten
Richard Dehmel (1891)

Bruchstück.

Nun still,mein Schritt,im stillen Nebelfeld!
hier rührt kein Leben mehr an meine Ruhe:
hier darf ich fühlen, daß ich einsam bin.
Kein Laut;kein Hauch;der bleiche Abend hält
im dichten Mantel schwer die Luft gefangen.
So thut es wohl dem unbewegten Sinn ...

Mein Herz nur hör ich noch; doch kein Verlangen
nach Leben ist dies Klopfen, - Lust und Schmerz
ruhn hinter mir versunken 
gleich zwei Stürmen,
die sich umarmen und im Wirbel sterben, - -
was störst du mich, mein allzu lautes Herz?!

Was willst du Schatten dort im Erlenbusch?
und schwankst? und winkst ? - - -
Fog and Shades


Fragment.

Still,my step,in silent fog!
no life anymore touches my peace:
here I can feel being lonely.
No sound, no hint; pale eve
in dense coat detains heavy air.
It does good the motionless mind ...

Just my heart I still here; but no desire
for life is this beat, - lust and pain
rest behind sunken
alike two storms,
embracing and dying in whirl, - -
you trouble me, my loud heart?!

What do you want these alder bushes shadow?
dither ? and wave ? - - -