Schweigen
Georg Trakl
Über den Wäldern schimmert bleich
Der Mond, der uns träumen macht,
Die Weide am dunklen Teich
Weint lautlos in der Nacht.
Ein Herz erlischt - und sacht
Die Nebel fluten und steigen -
Schweigen, Schweigen!
Silence
Above the woods shines pale and fond
The moon, that makes us dream half-light,
The willow by the murky pond
Weeps silently into the night.
A heart ceases - and gently right
The fogs come up and rise -
Silence, silence quite!
Waldgang
Richard von Schaukal
Mir war die Brust mit dumpfem Groll beladen,
ein schwarzer Unmut übermannte mich,
fast kam der schöne Tag mir schon zu Schaden,
als ich um Hilfe in den Wald entwich.
Ich führte meinen Knaben an der Hand,
er hatte sie mir sanft wie sonst gegeben:
noch war sie mir nur ein gewohntes Band,
doch einte sich mir leis ihr liebes Leben,
und während wir im Schweigen langsam stiegen
und über mir der Himmel sich verlor,
hob aus der Finger süß vertrautem Schmiegen
die Seele sich geläutert mir empor.
Forest Walk
My chest heavy with bad an dull sway,
a black resentment came on me,
it almost ruined the beautiful day,
I escaped into forest for remedy.
I led my boy by the hand,
given to me as usual so gently:
still it was just a familiar band,
but dear life united me quietly,
and while slowly climbing up still
and the sky above us disappearing,
from the fingers sweetly familiar will
my purified soul was rising.
Im Weinland
Georg Trakl
Die Sonne malt herbstlich Hof und Mauern,
Das Obst, zu Haufen rings geschichtet,
Davor armselige Kinder kauern.
Ein Windstoß alte Linden lichtet.
Durchs Tor ein goldener Schauer regnet
Und müde ruhn auf morschen Bänken
Die Frauen, deren Leib gesegnet.
Betrunkne Glas und Krüge schwenken.
Ein Strolch läßt seine Fidel klingen
Und geil im Tanz sich Kittel blähen.
Hart braune Leiber sich umschlingen.
Aus Fenstern leere Augen sehen.
Gestank steigt aus dem Brunnenspiegel.
Und schwarz, verfallen, abgeschieden
Verdämmern rings die Rebenhügel.
Ein Vogelzug streicht rasch gen Süden.
Wine Country
The sun paints yard and walls with autumn, The fruit just piled in heaps around, In front poor children cower bottom. A gust lifts old linden trees crowned.
A golden shiver rains the gate And tired rest on brittle bars The womens bodies blessed by fate. Drunkards tilt the glass and jars.
A rascal rings his fiddle sound And sick in dance the coats they swell. Hard brown bodies entangle bound. Out of windows empty eyes stare spell.
Stench rises from wells mirror ground. And black, rotten, lonely Dawn the vineyards all around. Birds migrating south swiftly.
Hic Et Ubique
John Höxter
Wenn du die Hand hebst,
Fällt ein Schatten über die Milchstraße.
Wenn du dein Haupt senkst,
Schwillt der Gesang der Sterne an;
Die Achse der Welt ächzt in deinem Hirn,
In deinem Herzen schwingt das Kreisen der Sphären.
Äthermeere ebben und fluten
Mit den Gezeiten deines Blutes,
Durch die Harmonie der Himmel
Pochen deines Pulses Rhythmen den Klang,
Getönt im Regenbogenfarbenreigen
Deiner Freuden und deiner Leiden. Und schau:
Zur Stunde, da du stirbst, löst sich ein Stern
In einer Welt Lichtjahrtausende fern.
When raising your hand,
A shadow falls on the milky way.
When dropping your head,
The chant of stars rises;
The axis of the world moans in your brain,
In your heart the revolution of spheres swings.
Oceans of ether ebb and flood
With the tides of your blood,
Through the harmonies of heaven
Your pulse rhythms throb the sound,
Toned in rainbowcolordance
Of your delight and suffering. And look:
The hour you die, a star disassociates
In a world, thousands of light-years far.
Stufen
Hermann Hesse
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Stages
As each blossom fades and every youth
Gives way to age, blooms any stage of life,
Blooms any wisdom too and every virtue truth
Along its own time and must not last forever.
The heart with each call of life
Has to be ready for goodbye and new beginning,
To give into bravery no sorrow ever
Into other, new engagements drive.
There's magig dwell in each beginning,
That protects us and helps us, to be alive.
We shall stride each realm full of delight
Clinge to none as if it was home divine,
Worlds Spirit has no need to constrain or confine,
It wants us to ascend in stages, expand bright.
Once we got used to any lifecircle blip
And familiary adjusted, we flag,
Just those ready for departure and trip,
May get rid of crippling habituation drag.
Perhaps still the hour of death will
Send us towards new and young fire
Lifes Call to us will never expire ...
Ahead then, heart, say goodbye and recover from ill.