Glauben & Wagen / Faith & Venture

Sehnsucht
Friedrich von Schiller

Ach, aus dieses Tales Gründen,
Die der kalte Nebel drückt,
Könnt' ich doch den Ausgang finden,
Ach, wie fühlt' ich mich beglückt!
Dort erblick' ich schöne Hügel,
Ewig jung und ewig grün!
Hätt' ich Schwingen, hätt' ich Flügel,
Nach den Hügeln zög' ich hin.

Harmonien hör' ich klingen,
Töne süßer Himmelsruh',
Und die leichten Winden bringen
Mir der Düfte Balsam zu.
Gold'ne Früchte seh' ich glühen
Winkend zwischen dunkelm Laub,
Und die Blumen, die dort blühen,
Werden keines Winters Raub.

Ach wie schön muss sich's ergehen
Dort im ew'gen Sonnenschein,
Und die Luft auf jenen Höhen,
O wie labend muss sie sein!
Doch mir wehrt des Sturmes Toben,
Der ergrimmt dazwischen braust;
Seine Wellen sind gehoben,
Dass die Seele mir ergraust.

Einen Nachen seh ich schwanken,
Aber ach! der Fährmann fehlt.
Frisch hinein und ohne Wanken!
Seine Segel sind beseelt.
Du musst glauben, du musst wagen,
Denn die Götter leih'n kein Pfand;
Nur ein Wunder kann dich tragen
In das schöne Wunderland.
Longing


O, out this valleys bottom crate,
Thats pressed by chilling haze,
Could I just find the egress gate,
O, how I'd feel this my amaze!
Catch sight of lovely hills in there,
Forever young, forever green!
If I had swings, If I had wings beware,
To those hills I'd move to keen.

Harmonies I hear the sound that rings,
Tones of sweetest heaven peace,
And for me the light breeze brings 
The fragrance balm just in release.
Golden fruit I see it glow
Waving betwixed darkish leaves,
And the flowers there, that bloom and grow,
Won't be heist of winters thieves.

O, how great it has to be
In eternal sunshine there,
And the airs in those heights free,
How refreshing this affair!
But it struggles me the storms uproar,
That quenches angry in between;
Its waves uplifted the floor,
That my soul dreads really clean.

A cockle boat I see there swing,
But O! it lacks the ferryman.
Fresh ahead no havering!
Its sails ensouled by bigger plan.
You must believe, you have to venture,
Gods won't give a pledge at hand;
Just a miracle carries adventure
Into the stunning wonderland.


Resonanz / Resonance

Herbstseele
Georg Trakl

Jägerruf und Blutgebell;
Hinter Kreuz und braunem Hügel
Blindet sacht der Weiherspiegel,
Schreit der Habicht hart und hell.

Über Stoppelfeld und Pfad
Banget schon ein schwarzes Schweigen;
Reiner Himmel in den Zweigen;
Nur der Bach rinnt still und stad.

Bald entgleitet Fisch und Wild.
Blaue Seele dunkles Wandern
Schied uns bald von Lieben, Andern.
Abend wechselt Sinn und Bild.

Rechten Lebens Brot und Wein,
Gott in deine milden Hände
Legt der Mensch das dunkle Ende,
Alle Schuld und rote Pein.
Autumn Soul


Tally-Ho and bloodhounds bark;
Behind the cross and brownish hill
Gently glares meres surface chill,
Cries out the hawk, clear and hard.

Across the stubble field and trail
Black silence already trembles;
In branches the clear sky assembles;
Just the creek runs still and pale.

Soon it slips fish and game.
In darkness roaming blueish soul
Soon seperated by the loved, others sole.
Evening changes mind and claim.

Righteous life's bread and wine,
God into your gentle hands
Lays men the dark ends,
All its guild and all red shine.

Identifizierendes Denken / Identifying Thinking

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort
Rainer Maria Rilke

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
I fear the words of men


I fear the words of men.
Pronouncing everything so clearly:
And this is called dog, that is called house surely,
and here is the start and the end is then.

I worry their meaning, their mockery game odd,
knowing all, what was and what will be;
no mountain not wondrous to see;
their garden and manor just adjecent to god.

I want to warn and stand out: back, no come.
I love to hear things sing and hum.
You touch them: they are numb and voiceless.
All my things you kill and obsess.

Perspective 5

Im Dorf
Georg Trakl

1

Aus braunen Mauern tritt ein Dorf, ein Feld.
Ein Hirt verwest auf einem alten Stein.
Der Saum des Walds schließt blaue Tiere ein,
Das sanfte Laub, das in die Stille fällt.

Der Bauern braune Stirnen. Lange tönt
Die Abendglocke; schön ist frommer Brauch,
Des Heilands schwarzes Haupt im Dornenstrauch,
Die kühle Stube, die der Tod versöhnt.

Wie bleich die Mütter sind. Die Bläue sinkt
Auf Glas und Truh, die stolz ihr Sinn bewahrt;
Auch neigt ein weißes Haupt sich hochbejahrt
Aufs Enkelkind, das Milch und Sterne trinkt.

2

Der Arme, der im Geiste einsam starb,
Steigt wächsern über einen alten Pfad.
Die Apfelbäume sinken kahl und stad
Ins farbige ihrer Frucht, die schwarz verdarb.

Noch immer wölbt das Dach aus dürrem Stroh
Sich übern Schlaf der Kühe. Die blinde Magd
Erscheint im Hof; ein blaues Wasser klagt;
Ein Pferdeschädel starrt vom morschen Tor.

Der Idiot spricht dunklen Sinns ein Wort
Der Liebe, das im schwarzen Busch verhallt,
Wo jene steht in schmaler Traumgestalt.
Der Abend tönt in feuchter Bläue fort.

3

Ans Fenster schlagen Äste föhnentlaubt.
Im Schoß der Bäurin wächst ein wildes Weh.
Durch ihre Arme rieselt schwarzer Schnee;
Goldäugige Eulen flattern um ihr Haupt.

Die Mauern starren kahl und grauverdreckt
Ins kühle Dunkel. Im Fieberbette friert
Der schwangere Leib, den frech der Mond bestiert.
Vor ihrer Kammer ist ein Hund verreckt.

Drei Männer treten finster durch das Tor
Mit Sensen, die im Feld zerbrochen sind.
Durchs Fenster klirrt der rote Abendwind;
Ein schwarzer Engel tritt daraus hervor.
The Village


1

Of brown walls arises a village, a field.
A herder decays on an old rock.
Blue animals in wooden seam lock,
The mellow leaves, in silence concealed.

Peasants brown faces. Long the breath
Of the evening bell; lovely is godly rite,
Redeemers black head in thornbush night,
The cool parlor, that reconciles death.

How pale the mothers are. The blue sinks
Onto glas and chest, that proudly conserves its sense;
A white head age-old slands
To the grandchild, milk and stars it drinks.

2

The poor, died loneley in his mental shack,
Climbs waxen on an ancient path hill.
The apple tress sink stark and still
Into the color of its fruit, that rotted black.

Still arches the roof of scrawny straw straight
Across the sleep of cow. Blind maid
appears in the yard; blue water moans fade;
A horse skull stares of the brittle gate.

The idiot speaks a word of dark clue
Of love, in sable bush escapes,
Where those rise slender mystic shapes.
The eving pursues in dampish blue.

3

Bare branches hit windows down.
Wild labor grows in womans womb.
Black snow trickles her arms room;
Gold-Eyed owls flit her crown.

The walls stare stark and dirty gray
Into the cold enigma. In fever bed it freezes
Pregnant belly, the moon stares as it pleases.
In front of her chamber a dog died astray.

Three men step the gate gloomy
With scythes, that broke in the field.
Red evening wind clashes windows shield;
A black angel steps out to me.

Goldenes Heil / Golden Salvation

Noch immer ...
Otto Pick

Noch immer dies nicht zu uns selber kommen!
Tag bröckelt ab. Was denken? Lose Dinge,
Verächtliche und ferne, zu geringe,
Inhalt zu sein, da alles fortgenommen?

Wenn, was wir ohne Augenleuchten sagen,
Nicht Ausflucht ist, dann besser: zu beenden.
Schwört aus den Aussatz an den müden Händen,
Dass wir einander ihren Druck versagen?

Von Mensch zu Mensch ... Wann redeten wir so?!
Wir kränken uns in jeglicher Sekunde,
Der Geist, das reine Kind, irrt frierend irgendwo,
Uns stirbt das Wort ab im erstarrten Munde,

Und nannte jeder eine Mutter sein,
Und strahlte jedem Heil aus guten Augen.
In welche Hölle stürzten wir hinein,
Die Hirn und Herz zerfrisst mit bösen Laugen?

Wir möchten Liebe denken. Da verschwimmt
Das reine Bild vor unseren Tränenblicken,
O dunkle Hand, die alles trübt und nimmt
Und einsam wacht, bis wir uns selbst zerstücken.
Still ...


Still we dont reach our self dawn!
The day crumbles. What to think? Things brittle,
Contemptuous and far, too little,
To be content, cause all is withdrawn?

If, what we say with lightless eyes,
Is no elusion, then better: quit plans.
Swears the leprosy at tired hands,
Refuse one another shake despise?

Men to men ... when did we speak this bare ?!
In any second offend us,
The spirit, the holy child, strays freezing somewhere,
Our word dies in paralyzed mouth thus.

And everyone called a mother his own,
And glared salvation out of good eyes.
To what hell did we fall home,
That erodes spirit and heart with angry lyes?

We intend thinking love. There blurs
The mere image through our tears-sight,
O dark hand, that clouds and occurs
And guards lonesome, until we carve us quite.